Wir kommen wieder – das war uns schon während unserer Schottlandreise vor zwei Jahren klar.
Unserem Erkundungsdrang gaben wir folglich ein weiteres Mal im Oktober 2019 nach, um den ganzen nördlichen Teil Schottlands, die sogenannten Highlands, zu bereisen.
Am Flughafen von Edinburgh übernahmen wir unseren Mietwagen und starteten Richtung Norden. Gleich am Anfang unserer Fototour beeindruckten uns die Rogie Falls, die wir nach einem kurzen Spaziergang durch den herbstlichen Mischwald erreichten. Wir fanden ständig neue Blickwinkel und Perspektiven, die uns den Abschied von diesen kraftvollen Wasserfällen nicht gerade leicht machten.
Die Weiterreise entlang der Ostküste versprach aber noch mehr landschaftliche Höhepunkte. Die Küste zeigte sich im ständigen Wechsel mit steilen Klippen, stillen Sandbuchten und unendlich vielen Castles bzw. dem, was davon übrig war. Und da das Wetter, wie von uns sehnlichst erhofft, very scottish – also ziemlich wechselhaft war, beeindruckte uns das Meer mit beachtlichem Seegang. Dabei fanden immer wieder vereinzelte Sonnenstrahlen den Weg durch die schweren Wolken und bescherten uns dramatische Lichtstimmungen. Meistens waren diese Augenblicke jedoch sehr flüchtig. Eine absolute Herausforderung für uns Fotografen! Fast täglich freuten wir uns über mehrere Regenbögen. Oft waren wir im Laufschritt unterwegs oder harrten ewig hinter der Kamera aus, um unser Objekt vielleicht doch noch im “richtigen” Licht auf den Chip zu bannen. Diese Zeiten des Wartens genießen wir derweil mit allen Sinnen und saugen die Eindrücke tief in uns auf. Meist ergeben sich dabei weitere Motive mit neuen fotografischen Herausforderungen.
Vom nördlichsten Punkt des schottischen Festlands sahen wir einen Teil des 70 Inseln umfassenden Orkney-Archipels. Ganz in der Nähe, am Duncansby Head, hatten wir dann Wind in Orkanstärke, was die Natur um uns herum noch beeindruckender wirken ließ. Bereits das aufrechte Gehen entlang der Klippen war eine echte Herausforderung, ganz zu schweigen vom Versuch, einige scharfe Bilder dieser bis zu 60 Meter hohen Sea Stacks mit nach Hause zu bringen.
Besonders aufgefallen ist uns in der zerklüfteten und einsamen Landschaft der Highlands die Vielzahl der als Loch bezeichneten Seen und tief eingeschnittenen Meeresarme. Eine weitere Besonderheit sind die unzähligen Castles in all ihren Vergänglichkeitsstufen. Außerdem fanden wir interessante Zeitzeugen wie das Moine House, das in den 1830er Jahren auf einem Pass als Zwischenstopp an der durch das Moor führenden Straße errichtet wurde. Es ist schon lange dem Verfall preisgegeben und auch von dem gestrandeten Segelboot in Talmine wird bald nichts mehr übrig sein.
Unsere Nachtruhe wurde immer wieder durch lautstarkes Röhren unterbrochen. Es war nämlich die Zeit der Hirschbrunft und die Tiere entsprechend aktiv. Tagsüber trafen wir öfters auf die gutmütigen und robusten Galloway-Rinder, die mit ihren langen Hörnern und dem zotteligen Fell sehr fotogen sind.
Fazit:
Wir hatten in der rauen und wilden Landschaft der schottischen Highlands genau das dramatische Wetter, das wir uns gewünscht hatten. Manchmal fast zu dramatisch, wenn verwacklungsfreie Bilder kaum möglich waren. Dies schmälert unser Gesamterlebnis aber auf keinen Fall. Für unser Empfinden ist das „Wetterspüren“ und die Einsamkeit in der Natur immer wieder Balsam für die Seele.