Zeitreise
Es ist drei Uhr früh, als das helle Licht des isländischen Sommers uns nicht weiterschlafen lässt. Strandwanderung mit Kamera ist angesagt. Die frische salzige Luft durchströmt die Bucht. Die Brise lässt das seichte Wasser die steinbedeckte Küste überfluten bevor es sich zurückzieht und zur neuen Welle auftürmt. Wir wohnen dem Schauspiel Meter für Meter gedankenverloren bei. Doch unsere Sinne signalisieren uns: Da etwas weiter vorne, da ist das Spiel der Elemente anders als hier. Die einschläfernde Monotonie unserer Schritte neben dem Wellenspiel des Meeres weicht augenblicklich der aufkeimenden Neugier. Die Augen weiten sich, die Ohren werden plötzlich hellhörig und die Tritte mühelos schneller. Jede Sekunde scheint jetzt so kostbar … Ins Plätschern mischt sich leises Klirren und die sanften Wellen neben uns tragen die ersten Eisbrocken an uns vorbei. Jökulis sagt man hier dazu. Gletschereisstücke. Fragile Unikate auf eiskalter Zeitreise. Ohne Eile, ohne Verweile.
Maria Lenger