Wetter spüren …
… diese Bezeichnung trifft es am besten! Island im Februar ist genau unser Ding. Übrigens unser vierter und sicherlich nicht letzter Besuch auf dieser nordischen Insel.
Unsere grobe Route legten wir bereits zuhause fest, um die im Winter knappen Übernachtungsmöglichkeiten zu reservieren. Mit einem 4×4-Fahrzeug mit Spikes waren wir für die winterlichen Bedingungen gut gerüstet.
Die ersten Tage verbrachten wir an der Südküste zwischen Vik und Höfn. Auf dem Weg dorthin überraschte uns der Gletscher Svinafellsjökull mit blauem Blankeis. Orkanartiger Sturm und die Starkregenfälle der vergangenen Tage hatten die Eismassen von Schnee und Asche befreit. Ein ungewöhnlicher und schöner Anblick, der uns fotografisch ausgiebig beschäftigte. Die Felsnadeln von Reynisdrangar trotzten dem stürmischen Meer, während uns am Kap Dyrhólaey ein Strahl Sonne „verwöhnte”. Ruhig trieben dagegen skurille Eisberge im Gletschersee Fjallsárlón.
Ein echtes Highlight war für uns wieder der Besuch einer Eishöhle, diesmal im Gletscher Breiðamerkurjökull. Ein tolles Erlebnis, das nur zustande kommt, wenn die Bedingungen ein gefahrloses Begehen des Gletscherinneren zulassen.
Bei der langen Fahrt in den Norden war der Goðafoss eine willkommene Abwechslung. Der hufeisenförmige Wasserfall präsentierte sich mit bizarren Eiszapfen.
Am Myvatn, dem Mückensee, hatten wir für zwei Nächte eine außergewöhnliche Unterkunft. Das Kuhstall-Café und –Restaurant ist nur durch eine Glasscheibe von den Kühen getrennt. Wir beobachteten die Kühe und schauten dem Bauern beim Melken auf die Finger, ohne uns vom Kuchenbuffet wegzubewegen. Angeboten werden außerdem viele lokale Speisen, die liebevoll angerichtet serviert werden. Die Nacht verbrachten wir in einer der gemütlichen und gut geheizten Holzhütten.
So richtig zu spüren bekamen wir den isländischen Winter auf der Fahrt zur Snæfellsnes-Halbinsel im Westen. Sicht und Straßenverhältnisse waren bereits bei der Abfahrt alles andere als gut. Die einzige im Winter fahrbare Route, die N1-Ringstraße, führte uns im Schritt-Tempo über die Holtavörðuheiði, einen langgezogenen Pass mit nur 200 m Höhe. Dann blockierte aber ein Pannenfahrzeug die rechte Fahrspur und die andere war in Nullkomma-Nichts durch die Schneeverwehungen unpassierbar. Zweieinhalb Stunden steckten wir fest. Gut, daß unsere Thermoskannen mit Tee gefüllt und die Müsliriegel greifbar waren. Wer weiß, vielleicht hätten wir dort oben im Auto übernachten müssen.
Durch das beherzte Eingreifen einiger Isländer entwirrte sich das Blechknäuel im weißen Chaos dann doch noch. Etwa einen Kilometer nach der Passhöhe war die Straße so gut wie schneefrei und wieder zweispurig befahrbar. Isländische Wetterextreme im Winter eben!
Im Gegensatz zu Jules Vernes Helden, die am Berg Snæfellsnes die „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ antraten, konnten wir den markanten Schneeberg am nächsten Tag hinter den dicken Wolken nur vermuten.
Als Ausgleich dann nachts „Aurora-Alarm“. Wir hatten schon gar nicht mehr mit dem Erscheinen der himmlischen Lichter gerechnet. Entgegen den Wettervorhersagen war es sternenklar und die grünen und roten Lichter führten ihren nächtlichen Tanz auf. Ein immer wieder spannendes Schauspiel, bei dem uns Kälte und Müdigkeit gar nichts ausmachen.
Der letzte Tag auf Island war der sonnigste. Gerade so, als wollte dieses raue Land uns zeigen, daß es auch anders kann! Die unberechenbaren Wetterkapriolen tragen viel zum Erlebnis bei. Deshalb freuen wir uns auch schon auf das nächste Mal!